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LC-reviewed

Bei Modernisierung des Website-Layouts Mai/Juni 2003 habe ich Lanks Schnipsel tatsächlich vergessen. Richard lag damals handlungsunfähig im Krankenhaus, zwischen Leben und Tod. Als Denkmal für ihn eigneten sich diese kurzen Textchen ohnehin nicht, wir wollten ein solches Denkmal auch gar nicht setzen, sondern hätten ihn lieber gesund in unserer Mitte gehabt - so fielen die Schnipsel unter den Tisch und fanden keine neue Form.
Zum Glück nimmt er mir mein Versehen nicht übel!
Inzwischen hat er wieder so viel Energie, dass ein bißchen für die Website übrig bleibt. Kurz: Richard Lank steht mir während der Fünfjahreskonferenz der Räte gelegentlich für ein widerwort zur Verfügung. Ich freu mich drauf und trage hiermit alten Schnipsel nach.
So geschrieben zu Köln, im Januar 2005
So bestätigt zu Köln, im Juni 2007
Stefan Frank

19. März 1999

Auf einer Landstraße bei Obilic wurde am Mittwoch, dem 17. März ein Sprengstoffanschlag auf den successor Karl Bucholtz verübt. Als sein Wagen vorbeifuhr, explodierte in einem am Straßenrand parkenden PKW eine Autobombe. Karl Bucholtz überlebte den Anschlag, erlitt jedoch schwerste Verletzungen und liegt zurzeit im Koma. Seinem Fahrer, der unverletzt blieb, gelang es, den successor in Sicherheit zu bringen, ohne dass er in die Hände von Serben, UCK oder UN-Truppen fiel.
 
2. April 1999
Karl Bucholtz wurde von Bombensplittern in die rechte Körperhälfte getroffen: in den Oberarm, die Schulter, den Hals sowie den Kopf. Sein Fahrer Boduvak leistete Nothilfe und rettete ihn in die Berge, zu unserem Hubschrauber. Nach achtstündiger Operation lag Bucholtz bis vorgestern mit unklarer Prognose im Koma. Seit gestern erholt er sich zusehends. Er denkt und spricht ohne Beeinträchtigung. Rechtes Auge und rechtes Ohr haben vermutlich dauerhaft an Leistung eingebüßt. Aus dem Oberarm mussten aufgrund der Verbrennungen größere Muskelpartien entfernt werden. Die Prognose für die Beweglichkeit des multipel gebrochenen Schultergelenks ist ungewiss.   
Aber - er hat überlebt.

16. April 1999
Karl Bucholtz' Genesung macht erfreulichen Fortschritt. Gehör und Auge sind kaum mehr beeinträchtigt. Über Schulter und Arm lässt sich noch nichts sagen.    
Leider werden in den kommenden Monaten zur Wiederherstellung seines Gesichts mehrere kosmetische Operationen nötig sein, und während dieser Zeit kann er die Klinik nicht verlassen. Immerhin steht ein provisorischer Schreibtisch neben seinem Bett, wo er mit ärztlicher Erlaubnis bereits zwei Stunden täglich arbeitet. Gerrit Daniel de Kempenaer und Bucholtz hatten eine lange Aussprache. De Kempenaer hat sich unter vier Augen und anschließend vor dem gesamten Rat für seine Vorwürfe und Unterstellungen gegen Bucholtz entschuldigt, womit beide ihren langjährigen Zwist als beigelegt betrachten.  
Die vier Herren, die am 15. März aus Montenegro einreisten und auf der Straße bei Obilic einen blassgrünen VW-Golf parkten, wurden von der praefectura ordinis ermittelt und zur Rechenschaft gezogen, worüber Karl Bucholtz seine persönliche Genugtuung geäußert hat.
 
1. Mai 1999
Karl Bucholtz hat in Zusammenarbeit mit dem princeps und dem praefectus strategus nach Wegen gesucht, wie den albanischen Flüchtlingen geholfen werden kann, die sich in den Wäldern des Kosovo verstecken. Der Plan wurde in Deutschland der Politik und den Medien übermittelt. Auch künftig werden die Gründer sich verstärkt dem humanitären Aspekt ihrer Verantwortung stellen.  

DER GRÜNDER-PLAN:
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,  
creatores.de ist unzufrieden mit der mangelnden Fürsorge für Zehntausende albanischer Flüchtlinge in den Wäldern des Kosovo. Wenn nichts geschieht, gibt es in wenigen Tagen nur noch zwei Alternativen:
Entweder die NATO lässt die Menschen kaltblütig verhungern. Oder die NATO kämpft mit Luftlandetruppen humanitäre Brückenköpfe frei, in die hinein die Kosovaren fliehen oder aus denen heraus Hilfsgüter verteilt werden können.  
Die Gründer unterstellen nicht, dass die NATO gezielt auf eine der beiden Alternativen hinarbeitet, weder auf die humanitäre Katastrophe, noch auf die Schaffung von Fakten, die zwingend zum Bodenkrieg führen müssen. Aber es wird auch nicht sichtbar, was die NATO unternimmt, um sich und die Flüchtlinge aus dem Dilemma zu befreien.  

Wir schlagen daher vor:  

1. Auf einem für große Transportmaschinen geeigneten Militärflugplatz eines Nicht-NATO-Staates werden Hilfsgüter gesammelt.
Die Hilfsgüter müssen aus tief fliegenden Transportmaschinen abgeworfen werden können, ohne dabei unbrauchbar zu werden. Die Nahrungsmittel muss man vom Waldboden aufheben und ohne Zubereitung essen können. Die Menschen haben keine Küche und wagen vielfach nicht einmal, Feuer zu machen.

2. Die NATO teilt Herrn Milosevic mit, dass sie ab sofort tagsüber für einige Stunden Feuerpausen einlegen wird und sich in dieser Zeit keine NATO-Flugzeuge im jugoslawischen Luftraum aufhalten werden. Die Feuerpausen werden so terminiert, dass sich Anfang und Ende mit den Überflugzeiten von Satelliten decken, sodass annähernd in Echtzeit geprüft werden kann, welche Bewegungen die serbischen Bodenkräfte inzwischen vollziehen. Nach Ende der Feuerpause könnte jeweils unmittelbar reagiert werden.

3. Die NATO bittet Russland, für die Verteilung der Hilfsgüter entsprechende Transportmaschinen mit Besatzungen zur Verfügung zu stellen. Die russischen Maschinen bräuchten nicht auf NATO-Flughäfen zu landen, um Hilfsgüter zu laden.  

4. Russland ersucht Milosevic um Überfluggenehmigung für russische Maschinen zum beschriebenen Zweck.  

5. Die Mission wird gegenüber den Medien der beteiligten Länder, insbesondere den russischen Medien, offensiv vertreten. Ein Teil der Meldungen wird auch nach Jugoslawien einsickern.

Vorausgesetzt, die NATO und Russland einigten sich - was könnte geschehen:  

1. Milosevic lehnt ab. Das wäre entsetzlich für die Flüchtlinge. Aber die NATO hätte alles getan, was möglich war. Und die russische Führung würde vom Druck der proserbischen Bevölkerungsschichten entlastet. Bei entsprechender medialer Aufbereitung müsste auch der überzeugteste Slawophile Zweifel an der Motivation des serbischen Bruders Milosevic bekommen.

2. Milosevic akzeptiert notgedrungen. Man könnte das Los der Flüchtlinge erleichtern. Die NATO stünde nicht mehr unter Druck, aus humanitären Gründen einen Bodenkrieg in Erwägung ziehen zu müssen. Das würde die Geschlossenheit des Bündnisses zumindest nicht schwächen.   
Dank russischer Hilfe wären Feuerpausen erreicht worden - das könnte das Gewicht Russlands als Vermittler stärken. Russland wäre nach innen und außen die Rolle des gedemütigten Riesen los. Es wäre gewiss nicht schädlich, wenn die demokratische Führung Russlands mit einem großen internationalen Erfolg in den Präsidentschaftswahlkampf einsteigen könnte. Die jugoslawische Bevölkerung würde bemerken, dass Russland, trotz aller Differenzen mit der NATO, auf humanitärer Ebene mit ihr kooperiert. Die serbische Propaganda hätte es weniger leicht, mit slawischen Bündnisszenarios den Durchhaltewillen der Bevölkerung zu stärken.   
Es könnte innerer Druck auf Milosevic entstehen. Irgendwo in Serbien gibt es militärische und zivile Eliten, die wissen, dass ihr Boot von einem Selbstmörder gesteuert wird. Man muss ihnen Gelegenheit verschaffen, auszusteigen.  

14. Mai 1999
Bevor NATO-Raketen die chinesische Botschaft in Belgrad trafen, fand am 5. Mai 1999, ab 18.47 Uhr MEZ, ein Telefonat  zwischen Adam B. Czartoryski und unserem Botschafter beim COR, José Sampaio, statt. Ob sich danach in den USA und China einfach nur Fehler addierten, oder ob dem Geschehen ein Kalkül zugrunde lag, von einer Seite oder womöglich von beiden Seiten - all dies entzieht sich unserer Kenntnis. 
C: José?
S: Ja sicher, was ist los ... mitten in der Nacht?
C: Ich muss dir was von Bucholtz ausrichten.
S: Wie geht es ihm?
C: Leidlich. Gerade wird er wieder operiert, sonst hätte er selber angerufen.
S: Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, dass du mich anrufst.
C: Ich dachte nur ...
S: Und Karl geht's wirklich gut?
C: Die letzten zwei Wochen waren schlimm ... aber jetzt, wo seine Freundin zurück ist ... das gibt mentalen Auftrieb ... hart ist es trotzdem. Und er hat natürlich Angst.
S: Ist das die, die er mal nach Macao mitgebracht hat?   
C: Keine Ahnung.   
S: Monica?   
C: Ja, so heißt sie.
S: Schöne Frau.
C: Ein Biest ... schert sich einen Dreck um unsere Sicherheitsvorkehrungen, kommt und geht, wie's ihr passt ... und ...   
S: Naja, aber die Attentäter habt ihr doch.
C: Ja.
S: De Kempenaer?
C: Ghika hat das erledigt.
S: Und?
C: Söldner. Ihr Auftraggeber war nicht mehr festzustellen.
S: Und de Kempenaer und Karl?
C: Geht so ... kühl ... förmlich ... mehr wäre wohl zu viel verlangt, nach all den Jahren ... aber deswegen ruf ich nicht an. Einer von Bucholtz‘ Kontakten aus seiner New Yorker Zeit hat ihm einen Tipp gegeben: Die Amerikaner haben die chinesische Botschaft in Belgrad auf ihrer Zielliste. Und wir wissen nicht, ob irrtümlich oder bewusst.
S: Oh!
C: Ja, oh, das kannst du laut sagen. Die Information kam übrigens nicht von CNM. Die wissen das und verschweigen es uns. Man könnte meinen, die Amerikaner wollen verhindern, dass China im Sicherheitsrat an einer Friedenslösung mitwirkt. Man könnte meinen, sie wollen einen Bodenkrieg. Sie wollen eine schwärende Wunde in Europas Südosten, die EU schwächen, den Euro zum Scheitern bringen, das könnte man alles meinen.
S: Ich geb das jetzt sofort an Ho Lung weiter ... in einer Stunde liegt die Information auf dem Tisch des Präsidenten.
C: Tu das. Wie wird China reagieren?
S: Naja, man könnte es publik machen ... so tun, als hätte man die Nachricht vom eigenen Geheimdienst, das brächte die CIA ganz schön ins Schwitzen. Oder man könnte abwarten, die Botschaft leise evakuieren und nach dem Treffer laut schimpfen ... den Preis für die Mitwirkung im Sicherheitsrat hoch schrauben ... wer weiß, dazu kann ich noch nichts sagen ... wart mal, da ist Ho Lung auf der anderen Leitung ...
 
28. Mai 1999
Am 23. Mai fand der Festakt zur Wiedereröffnung unseres Kölner Archivs statt. Der princeps, alle praefecten und lp. waren zugegen. Nur Karl Bucholtz konnte nicht teilnehmen, da er wieder operiert wurde.   
Er wird aber gemeinsam mit Juan Rodil während des Doppelgipfels nach Köln reisen und  die anstehenden Neubesetzungen vornehmen.   

Telefonat Karl Bucholtz/CNM-Chef James Brodkey 28.05.99 14.00 Uhr MEZ: 

Bucholtz: Findet ihr nicht, es reicht? Ihr habt jetzt die schwedische Botschaft erwischt und die Schweizer. Bombardiert ihr jetzt auch noch den apostolischen Nuntius auf dem Klo, nur um der Welt vorzugaukeln, dass die chinesische Botschaft ein Irrtum war - und keine Absicht?
Brodkey: Das geschah gegen unseren Willen.
Bucholtz: Aber mit eurer Kenntnis.
Brodkey: Ein Missverständnis.
Bucholtz: Dann missverstehen wir sicher auch den gestrigen Haftbefehl des Haager Tribunals gegen Milosevic. Soll ihn das zum Einlenken ermuntern, wenn man ihm keinen Ausweg lässt? Das zielt doch alles ganz klar auf den Bodenkrieg. Ihr sabotiert die Diplomaten, wo ihr könnt. Ihr sabotiert unseren Vorschlag zur Versorgung der Flüchtlinge im Kosovo. Ihr wollt den Bodenkrieg.
Brodkey: Ich sehe keine Alternative mehr.
Bucholtz: Klar, nachdem ihr systematisch jeden Ausweg verbaut habt, ist keiner mehr offen.
Brodkey: Diese Verhandlungen treten doch auf der Stelle. Und die Frist, die uns vor Wintereinbruch bleibt, wird immer knapper.
Bucholtz: Richtig. Aber wieso verhandeln wir denn überhaupt noch mit Milosevic? Warum verhandeln wir nicht längst mit seriösen Leuten? Wieso gibt es Milosevic eigentlich noch? Wieso hat dein feiner Präsident nicht fünfzehn Mann nach Belgrad reingeschickt und nach getaner Arbeit wieder rausgeholt? Dann wären die Flüchtlinge schon auf dem Heimweg.
Brodkey: Was du da vorschlägst, verstößt gegen das Völkerrecht.
Bucholtz: Die ganze NATO-Operation verstößt gegen das Völkerrecht. Trotzdem war sie erforderlich und wir stehen hinter ihr. Aber man muss die Stufen der Eskalation konsequent eine nach der anderen nehmen und nicht gleich worst case spielen.
Brodkey: Na bitte!
Bucholtz: Nichts "na bitte"! Ihr überspringt die Zwischenstufen. Ab jetzt sieht es so aus, als wollten die USA die NATO zur Fessel Europas machen. Ihr wollt den Bodenkrieg und weiter gar nichts mehr. Ihr wollt zwischen Russland und Westeuropa tiefe Gräben aufwerfen. Ihr wollt Europa in Abhängigkeit halten, euch für die nächsten 50 Jahre als Schiedsrichter und Beschützer unentbehrlich machen. Denn eins ist klar: Wer heute im Kosovo Bodenkrieg führt, der muss in 20 Jahren gegen ein wiedererstarktes Russland Krieg führen.
Brodkey: Das sehe ich genau so. Und es ist falsch.
Bucholtz: Und warum tut ihr nichts dagegen?
Brodkey: Weil wir da machtlos sind. Weil dies hier Clintons letzte Chance ist, nicht als Lewinskys Lolli in den Geschichtsbüchern zu landen.

10. Juni 1999
Wir wollen zugeben: Es war nicht unkompliziert in Köln. Karl Bucholtz trägt aufgrund der Verletzungen seiner rechten Gesichtshälfte noch immer einen Verband, der sich nicht verstecken lässt. An den Journalistenzugängen zum Gipfel haben sich daher teilweise groteske Szenen abgespielt. Sobald der G8-Gipfel vorüber ist, der größte Trubel sich gelegt hat und alle Dienstgrade oberhalb des Polizeihauptmeisters ihren Orden bekommen haben, werden wir diesen Ereignissen eine eigene Folge widmen. 
Einstweilen fragen wir die Freunde vom CNM: War es wirklich unvermeidlich, dass auf unsere gesamte Führung Kopfgelder ausgesetzt wurden? Konnte man diese unnötige Erschwernis nicht verhindern? Ist es euch wirklich lieber, wenn wir unseren eigenen legaten in Langley/Virginia aktivieren?

24. Juni 1999
Seit Wochen diskutiert der Rat, ob es richtig war, den Gründer-Plan vom 1. Mai der deutschen Öffentlichkeit zu präsentieren. Zugegeben - der Erfolg war bescheiden. Weit mehr haben wir in aller Stille erreicht, wie üblich. Denn unsere Anregung blieb durchaus nicht völlig unbeachtet. Das Ergebnis kann man nachlesen in Evliana Beranis Artikel in "Die Zeit" vom 10.06.99: Zwei moldawische Piloten in zwei Maschinen vom Typ Antonow 26, gechartert vom International Rescue Committee haben es immerhin versucht. Immer wieder haben sie in Pescara Lebensmittel geladen und sie über den Wäldern des Kosovo abgeworfen.
Mindestens 300.000 hungrig umherirrende Flüchtlinge. Zwei alte Flugzeuge. Zwei mutige Piloten mit ihren Besatzungen. Ein Sponsor. Wir werden nichts davon vergessen.

9. Juli 1999
Das neue Sicherheitskonzept Gerrit Daniel de Kempenaers ist so offensiv wie die Maßnahmen, zu denen wir in den 40er Jahren genötigt waren. Vabanquespiele von der Art, wie Bucholtz und Rodil sie noch im Juni auf den Kölner Gipfeln riskiert haben, wird es jetzt wohl nicht mehr geben, jedenfalls nicht, wenn Mitglieder der 33 anwesend sind. Das mag die Sicherheit erhöhen, aber es geht auf Kosten der Effizienz.
Karl Bucholtz hat es noch mit knapper Not geschafft, zu verhindern, dass diese Website dem neuen Abschottungswahn zum Opfer fiel, bevor sie vier Monate alt wird. Danach taumelte er mit einem Schwächeanfall aus dem Sitzungssaal. Wenige Minuten später kam der Zusammenbruch. Der Tod Siau Chous, die dramatische Wahl zum successor, das Attentat vom März, die vielen Operationen, zwischendurch der Kraftakt von Köln - und nun fällt ihm erneut ebenjener Mann in den Rücken, der versagte, als es darum ging, die Attentate von Tre Archi und Obilic zu verhindern. Das war zu viel. Ich fing Karl auf, als er umkippte. Seitdem liegt er auf der Intensivstation, und die Ärzte machen bedrückte Gesichter.
Ich erlaube mir daher, den praefecten de Kempenaer heute an einen gewissen Aluminiumkoffer in Rotterdam zu erinnern. Ich tue dies auf eigene Verantwortung. Weder Bucholtz noch Manini wissen Bescheid. Gerrit Daniel de Kempenaer  kann mich gern zwingen, diesen Hinweis wieder vom Netz zu nehmen - wenn er das für klug hält.

23. Juli 1999
Der Schrecken nimmt kein Ende.
Am 12.07. hat Karl Bucholtz auf der Intensivstation einen allergischen Schock erlitten und muss seither wieder künstlich beatmet werden. Zwei Tage später betritt M. abends sein Zimmer und findet Bucholtz dem Ersticken nahe, schon blau angelaufen. Das Beatmungsgerät war defekt. Inklusive Alarmfunktion.
Wir wissen nicht, wie lange er keine Luft bekommen hat. Valentin Boduvak, der an diesem Abend vor seiner Tür Dienst tat, war wenige Minuten, bevor M. eintraf, zum Telefon ins Schwesternzimmer gerufen worden. Das Gespräch war falsch verbunden.
Als Fachleute das Beatmungsgerät zerlegten, fanden sich Spuren einer Manipulation. Allerdings war Boduvak nicht so lange fort, dass jemand in der Zwischenzeit an dem Gerät hätte herumschrauben können - und der Leibwächter von der po. schwört Stein und Bein, niemand außer M. hätte das Zimmer betreten.
Die Frage lautet also: Unfall oder neues Attentat?
Seither haben Kuk und Rouvier, Boduvak, Lamarmora, ich selber und vor allem M. es so eingerichtet, dass immer zwei von uns die Leibwächter von der po. unterstützen, nur für den Fall, dass nochmal jemand anruft.
Der bewusste Aluminiumkoffer in Rotterdam wird übrigens höchstens so lange verschlossen bleiben, wie ich am Leben bin. Sollte mir etwas zustoßen, kann ich für Herrn de Kempenaer nichts weiter tun.

8. August 1999
Heute schreibe ich vielleicht zum letzten Mal an meiner Chronik. Der Rat der 33 hat ein Verfahren gegen mich eröffnet, und je nachdem, wie das Urteil lautet, werde ich möglicherweise meine Arbeit nicht fortsetzen können.
Karl Bucholtz liegt noch auf der Intensivstation, braucht allerdings nicht mehr künstlich beatmet zu werden. Die 33 haben mit Zweidrittelmehrheit, gegen die Stimmen des princeps und des po., den Personenschutz Bucholtz' der Zuständigkeit Gerrit Daniel de Kempenaers entzogen und Valentin Boduvak anvertraut, demselben Boduvak, der Bucholtz schon bei Obilic das Leben rettete. Er hat für seinen Auftrag externe Kräfte angeheuert. Unsere Verfassung sieht ja tatsächlich diesen einzigen Fall der Abweichung von der Allmacht des princeps vor: wenn zwei Drittel des Rates ihm widersprechen. Dort hat ein einzigartiges Misstrauensvotum stattgefunden!
De Kempenaer wird alle Vorgänge des letzten halben Jahres einer radikalen Revision unterziehen. Außerdem muss er sich der Umsetzung seines neuen Sicherheitskonzeptes widmen, und neuerdings der Irlandproblematik. Wir brauchen Ruhe, wenn im September die Millenniumskonferenz beginnen soll.
De Kempenaer wurde nicht damit beauftragt, die Anklage gegen mich vorzubereiten. Das vergrößert meine Chancen, das Verfahren zu überstehen. Allerdings bewachen de Kempenaers Leute meinen Hausarrest. Und das verringert meine Chancen, das Verfahren überhaupt zu erleben.
Bis zum Ende des Verfahrens betreut Karls Sekretär Leon Rouvier kommissarisch die Website. Ich wünsche ihm viel Glück.
Unsere Gegner wissen, welchen Schaden diese Publikation ihnen zufügt. Das weiß ich. Und diejenigen Leser, die nicht so genau wissen, um was es hier geht, haben sich vielleicht unterhalten gefühlt. Das hoffe ich.
Beiden Gruppen sei versichert, dass ich alles tun werde, um ihnen erhalten zu bleiben.
Richard Lank, majordomus successoris      

3. September 1999
Wir haben uns erlaubt, Karl Bucholtz in die 5. Etage eines römischen Hotels an der Via IV. Novembre einzuquartieren. Dem Rekonvaleszenten geht es hervorragend.
Wir haben uns erlaubt, den so genannten Hausarrest Richard Lanks mittels robuster Methoden aufzuheben und ihn im Zimmer neben K.B. unterzubringen. Wir haben uns erlaubt, dafür zu sorgen, dass die Gerüste von der Hotelfassade entfernt werden. Wir haben uns erlaubt, einen Aluminiumkoffer aus einer Lagerhalle in Rotterdam zu entnehmen. Gerrit Daniel de Kempenaer wurde beauftragt, den Gewaltverzicht der PKK zu verifizieren.
José Sampaio und Ho Lung führen Gespräche mit dem princeps.
M. AGRIPPA.L.F.COS.TERTIUM.FECIT ... in hoc signo ...!
Leon Rouvier, sec successoris

17. September 1999
Ich bin wieder da - durch den Rat der 33 rehabilitiert und mit meinen alten Aufgaben betraut. Ich muss mich bei vielen Leuten bedanken. Bei den praefecten Douglas, Samjatin und Manini, die für ein faires Verfahren sorgten, was ihnen nicht leicht gemacht wurde. Bei Valentin Boduvak, dem ich wahrscheinlich mein Leben verdanke. Bei Leon Rouvier, der mich hier vertreten hat. Bei meinen Kollegen Lamarmora und Kuk und bei magister Jessen, der als mein Verteidiger gekämpft hat, als wäre er Karl Bucholtz selber.
Karl arbeitet wieder - vorläufig noch in Rom und nur halbe Tage. Die Ärzte verlangen, dass er sich diesmal gründlich auskuriert. Sonst gibt es wieder Rückfälle. Also wird er zwar in ein paar Tagen zur Millenniums-Konferenz reisen, aber erst nach deren Ende seine Amtsgeschäfte voll aufnehmen.
Was Gerrit Daniel de Kempenaer betrifft, will ich dem Urteil des Rates nicht vorgreifen. Nur soviel sei verraten - es gibt Hinweise, dass er die Abstimmungen im Rat durch Erpressung einzelner Mitglieder beeinflusst hat.
Richard Lank, majordomus successcoris

1. Oktober 1999
Karl Bucholtz ist soweit gesund, dass er an der Millenniums-Konferenz teilnehmen kann.
Der Rat hat Gerrit Daniel de Kempenaers Verfahren auf die Zeit nach der Konferenz vertagt. Ich weiß nicht, wie er das durchgesetzt hat, aber das bedeutet leider - er nimmt als praefect für COT stimmberechtigt an der Konferenz teil.
Teilnehmer aus COR, CLU und CNM haben schon protestiert, aber der princeps steht zu de Kempenaer, und damit gibt es keine Handhabe, ihn auszuschließen.
Die Konferenz dauert, die Tagungspausen eingerechnet, voraussichtlich bis Ende 1999, vielleicht auch etwas länger. Die Tagesordnung wurde einstimmig von allen 81 Teilnehmern gebilligt.
Erster Tagesordnungspunkt ist der Mord an Siau Chou, das Attentat auf Bucholtz und die Serie von Angriffen auf COT, die ab Herbst 1998 stattfand.
Da wir die Konferenz ausrichten, führt Adam Bonaventura Czartoryski den Vorsitz.
Bucholtz, Ho Lung und Brodkey vertreten ihn. Ogai koordiniert die auswärtigen Mitarbeiterstäbe. Douglas ist für die Konferenzlogistik verantwortlich.

Von unserer Seite nehmen teil: A. B. Czartoryski (princeps), K. Bucholtz (successor), sowie die praefecten Samjatin, Manini, Polignac, Rodil, Douglas und de Kempenaer. (8 Stimmen)

COR delegiert Ho Lung, Chou Ping, José Sampaio sowie weitere 8 Delegierte.
(11 Stimmen)

CID delegiert Bhawabhuthi, Tyagaraja sowie weitere 9 Delegierte. (11 Stimmen)

CLU delegiert Idrisi, Assad sowie weitere 7 Delegierte. (9 Stimmen)

CEB delegiert Modisane, Keorapetse, Themba sowie weitere 7 Delegierte. (10 Stimmen)

CMO delegiert Ogai, Schimei sowie weitere 5 Delegierte. (7 Stimmen)

CNM delegiert Brodkey, Tehcume, King sowie weitere 6 Delegierte. (9 Stimmen)

CIS delegiert Guevara, Recordier und weitere 3 Delegierte. (5 Stimmen)

CME delegiert Pinto, Fonseca und weitere 9 Delegierte. (11 Stimmen)

15. Oktober 1999
Die Konferenz konnte nicht klären, wer für die Attentate und Intrigen des letzten Jahres verantwortlich ist. Intern wurde die Suche nach Schuldigen eingestellt. Außerhalb der Teilnehmerorganisationen wird sie fortgesetzt.
Das kann zweierlei bedeuten. Entweder sind unsere Strukturen enttarnt - oder unsere hohen Vorgesetzten sind sich einig, den Mantel des Schweigens über diese ganze Affäre zu breiten. Für Letzteres würde auch sprechen, dass die Teilnehmerorganisationen einen Status-Quo-Beschluss unterzeichnet haben.
COT und COR machen einen neuen Anlauf, ihr Führungspersonal auszutauschen.
Alle Teilnehmer wollen künftig ihre Finanzgeschäfte koordinieren. Wegen der überragenden globalen Bedeutung der russischen Präsidentschaftswahlen in 2000 hat die Konferenz einen Russlandausschuss gebildet, wo Dimitrij Samjatin den Vorsitz führt.
 
29. Oktober 1999
Schon im Kosovokrieg wussten wir, dass die USA die chinesische Botschaft in Belgrad keineswegs irrtümlich bombardiert hatten. Karl Bucholtz sagte das James Brodkey auf den Kopf zu - und Brodkey leugnete es nicht.
Alle Räte wussten Bescheid, außerdem die amerikanische Führung sowie die chinesische. Auch die Leser dieser Website wussten Bescheid. Allerdings war vereinbart, dass die offiziellen US-Stellen sich weiterhin auf einen Kartenfehler berufen sollten, damit die chinesische Führung ihr Gesicht wahren konnte.
Diese Vereinbarung ist nun gebrochen worden - ausgerechnet während der Millenniums-Konferenz. Sie ist gebrochen worden, um Unfrieden zu stiften und die Konferenz konsensunfähig zu machen. Sie ist gebrochen worden, auf den Tag genau, als die Konferenz über unsere Pläne zur Globalisierungskontrolle abstimmte.
War das nicht ein bisschen plump?
Seitdem vermittelt Karl Bucholtz zwischen COR und CNM - und die Konferenz geht weiter!

12. November 1999
Da hatten wir gehofft, auf dieser Konferenz den Schlussstrich unter das Kapitel de Kempenaer ziehen zu können. Und nun spielt sich Gerrit Daniel mit seinem Papier zur Nichteinmischung virtuos in den Vordergrund. Sein Vorschlag, ursprünglich dazu gedacht, die Ermittlungen zum Siau-Chou-Attentat zu behindern, wird nun von CNM benutzt, um den Skandal der Botschafts-Bombardierung unter den Teppich zu kehren.
Karl Bucholtz hat seine Vermittlung aufgegeben. Brodkey hat den stellvertretenden Konferenzvorsitz niedergelegt - an seine Stelle rückt Fonseca vom CME. Bei Wortmeldungen amerikanischer Delegierter verlassen die COR-Abgeordneten jetzt den Saal. Wir spielen eine Farce - aber wir spielen noch. Noch ist die Konferenz nicht geplatzt.

26. November 1999
Was niemand mehr zu hoffen wagte: Bucholtz hat Gerrit Daniel de Kempenaer ins Abseits manövriert. Mit dem Vorschlag, den Nichteinmischungspakt zum Gewaltverzicht zu erweitern, zwingt Bucholtz de Kempenaer, seine Karten auf den Tisch zu legen. Entweder es ist ihm ernst - dann muss er zustimmen. Oder er lehnt ab - und entlarvt damit sein Eintreten für den Nichteinmischungspakt als das, was es war: ein freches Vertuschungsmanöver.
Währenddessen hat in aller Stille José Sampaio die Krönung seines Lebenswerkes vorbereitet: China gibt seine selbst gewählte wirtschaftliche Isolation auf. Seit 1978 hatten Siau Chou und José Sampaio dafür gearbeitet! Nun heimst die US-Diplomatie die Lorbeeren ein, während Siau Chou den großen Moment nicht mehr erlebt.
Und noch eine Sensation bahnt sich an: Der Rat der Inseln und der Rat des Südens gaben am Rand der Millenniumskonferenz bekannt, dass sie Fusionsverhandlungen führen. Sie würden so etwas nicht sagen, wenn die Verhandlungen nicht bereits kurz vor dem erfolgreichen Abschluss stünden. Falls CME und CIS tatsächlich fusionieren, falls sie tatsächlich den Unfug beenden, der seit dem 1493er Schiedsspruch Papst Alexanders VI. besteht, dann eröffnen sie dem lateinamerikanischen Subkontinent völlig neue Perspektiven.     

10. Dezember 1999
Gerrit Daniel de Kempenaer zieht sich aus gesundheitlichen Gründen von der Millenniumskonferenz zurück. Er begibt sich in ärztliche Behandlung.
Der von Bucholtz beantragte generelle Gewaltverzicht zwischen den Räten ist mit einer Mehrheit von 2 Stimmen abgelehnt. Die Mehrheit argumentiert, solche Abmachungen würden ohnehin gebrochen, sobald vitale Interessen eines Rates  betroffen seien. Als Kompromiss wird eine Art oberstes Gericht geschaffen, zu dem jeder Rat einen Abgeordneten delegiert. Das Gericht soll in Konflikten vermitteln und - notfalls - urteilen. Zu gewaltsamen Maßnahmen käme es nur dann, wenn sich ein beteiligter Rat dem Urteil nicht unterwürfe.
Eine alte Theorie. Schön anzuhören.
CIS und CME sind sich einig geworden. Am 1. Januar 2000 legen Manuel Pinto und Pedro Guevara ihre Ämter nieder und gehen in Pension. Der 45jährige Haitianer Hercule Recordier übernimmt die Leitung des neu gebildeten CNO - Consilium Novum. Die Millenniumskonferenz gratuliert.
Die Territorialpläne der Räte sind auf der Konferenz vorgestellt worden und werden in den kommenden Wochen miteinander abgeglichen.
Die Konferenz wird vermutlich bis in die ersten Wochen des Jahrs 2000 tagen.

21. Dezember 1999
Unter Federführung Adam B. Czartoryskis haben COT und CLU einen Vertrag über die Türkei ausgehandelt. Der Weg des Landes nach Europa soll nicht länger durch unterschiedliche Politiken der beiden Räte behindert werden. Man wird sehen, was es nutzt.
Was Russlandplan und Balkanplan angeht, hat Bucholtz sich gegen den princeps durchgesetzt: Beide Territorialpläne wurden vor den russischen Parlamentswahlen verabschiedet. Dimitrij Samjatin wurde für zwei Wochen von der Millenniums-Konferenz beurlaubt und hält sich in Russland auf. COT erwägt die Publikation der Akte Narwa parallel zu den russischen Präsidentschaftswahlen.
Franz Dusch, lp Deutschland und Pierre Guizot, lp Frankreich sollen verhindern, dass sich die diversen Korruptionsskandale zu einer doppelten Staatskrise auswachsen.
Die Millenniums-Konferenz dankt Macao und den Macanesen, deren Enklave jahrhundertelang eine intensive Kontaktpflege zwischen COT und COR ermöglichte. Den Macanesen raten wir, Vertrauen zu fassen in ihre chinesische Zukunft. Und dem chinesischen Volk gratulieren wir zum Abschluss der Epoche des Kolonialismus.
By the way: die Schäden an der chinesischen Botschaft in Belgrad Botschaft wurden von den USA beglichen.
Wegen des hohen Entscheidungsdrucks und weil die Teilnehmer mehrheitlich nicht christlich geprägten Kulturkreisen entstammen, arbeitet die Millenniums-Konferenz auch während der Feiertage.
Unsere Leser dürfen sicher sein: Die Softwareprobleme zum Jahreswechsel werden sich in beherrschbaren Grenzen halten. Und für das Heilige Jahr 2000 halten wir im Dossier Petrus die eine oder andere Überraschung bereit.
Wir wünschen den Mitgliedern und legaten aller Räte und allen wohlgesonnenen Lesern Glück und zehntausend Jahre!

6. Januar 2000
Nach Jelzins Rücktritt ist Dimitrij Samjatin aus Russland heimgekehrt. Nun hängt viel davon ab, welche Politik Herr Putin in den nächsten Wochen macht. Die Akte Narwa steht jedoch nicht mehr zu Disposition. Sie geht in jedem Fall ans Netz - spätestens Ende April.
Manuel Pinto und Pedro Guevara haben ihre Ämter wie vereinbart niedergelegt. CNO unter Hercule Recordier hat zum Jahreswechsel die Arbeit aufgenommen.
Die Verhandlungen zwischen COR und COT sind soweit gediehen, dass bis zum Abschluss der Millenniums-Konferenz mit dem Austausch neuer magister imperii zu rechnen ist.

21. Januar 2000
Karl Bucholtz' Gesundheit darf wieder als stabil bezeichnet werden. Manchmal juckt noch eine Narbe. Nach den kosmetischen Operationen ist die Mimik nicht mehr so beweglich wie früher. Und die Hörkraft des verletzten Ohrs ist weitgehend dahin.
Aber er hat uns, in loyaler Zusammenarbeit mit dem princeps, durch die Konferenz geführt. Ihre Zusammenarbeit ist sachlicher geworden, seitdem Adam B. Czartoryski nicht mehr offen auf der Seite de Kempenaers steht. Und man hat nicht mehr den Eindruck, dass Bucholtz am Ende seiner Kräfte ist, sondern eher, dass die Arbeit ihm gut tut.
Die Millenniumskonferenz neigt sich dem Ende zu.
Leider sind die Verhandlungen mit CLU über den Wasserplan gescheitert.
Leider konnte die Serie von Attentaten nicht aufgeklärt werden - vielleicht bringt ja das Verfahren gegen Gerrit Daniel de Kempenaer, das in Kürze eröffnet wird, neue Erkenntnisse. Aber mit dem Vertragswerk zwischen COT und COR über einen erneuten Personalaustausch sehen die Attentäter den Erfolg ihres Mords an Siau Chou zunichte gemacht.

4. Februar 2000
Die Millenniums-Konferenz ist beendet. Der Vertrag zwischen COT und COR ist unter Dach und Fach.
Dsien heißt „allmählicher Fortschritt“ und wird ab der kommenden Woche in die Aufgaben des unseres magister imperii eingearbeitet. Er ist 48 Jahre alt und stammt aus Loyang. Im Austausch für ihn geht Bill Douglas zu den Chinesen.
Die somit vakante praefectur fällt an Benjamin Manners, den bisherigen magister imperii. Damit haben wir nicht nur den Fehler vermieden, der dem Rat unterlief, als er vor vielen Jahren Siau Chou auf den Posten Matthias Gelderns setzte, ohne Geldern ein vernünftiges Angebot zu machen. Nein - wir haben auch einen vielversprechenden neuen praefectus extra, um die Lücke zu schließen, die Douglas hinterlässt.
Eine andere Lücke jedoch ist unmöglich zu schließen: Mit 93 Jahren geht José Sampaio in den Ruhestand. In seine Amtszeit fielen die Verträge über Hongkong und Macao. Er war es, der nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens die explosive Lage entschärfte. Ihm hat Taiwan viel mehr zu danken, als es ahnt. Gemeinsam mit Siau Chou taute er jedes Eis.
Nach dem Mord an Siau Chou ist er gegen den Wunsch der Chinesen vom Vorsitz ihres Rates zurückgetreten. Der Botschafter von COR verlangte, dass Sampaio, wenn er schon den COR-Vorsitz niederlege, als unser Botschafter in China bleiben möge. Und Sampaio ließ sich noch einmal in die Pflicht nehmen.
Er vermittelte in schwerer Zeit zwischen den Räten. Ich möchte nicht wissen, was ohne ihn geschehen wäre, nachdem die USA die chinesische Botschaft in Belgrad bombardiert hatten. Ihm ist zu danken, dass Bucholtz und Czartoryski sich aussöhnten. Und bei aller Sympathie, die Bucholtz als politischer Ziehsohn Siau Chous im COR genießt - ohne José Sampaios Vermittlung wäre der neue Austauschvertrag nicht so rasch zustande gekommen.

Wir verneigen uns in Respekt und Dankbarkeit.

18. Februar 2000
Die letzten Teilnehmer der Millenniums-Konferenz sind abgereist.

Dsien und Manners wurden in ihre neuen Wirkungskreise eingeführt.
José Sampaio wird in einigen Wochen für immer nach Europa heimkehren, sobald er sich überall verabschiedet hat.

Der Rat hat Konstantin Ghika als kommissarischen  Leiter der po bestätigt. Er wird diese Aufgabe wahrnehmen, bis das Verfahren gegen Gerrit Daniel de Kempenaer abgeschlossen ist.

Wer die Anklage gegen de Kempenaer vertritt, ist noch nicht entschieden.
Entschieden ist jedoch, dass wir die katholische Kirche nicht im Unklaren darüber lassen werden, weshalb wir in ihrem so genannten Heiligen Jahr, im 400ten Jahr des Mordes an Giordano Bruno, das Dossier Petrus veröffentlichen. Wir liefern ihnen den Schlüssel zum Text.
(Dies sind alles Vertuschungsmanöver. In Wahrheit hatte die Publikation des Dossiers mit dem Heiligen Jahr nichts zu tun, sondern war zwingend vorgesehen, seitdem die Website ihre heimliche Suche nach dem Aurum Agrippae aufgenommen hatte. Anm. des Hrsg.)

3. März 2000
Dsien ist nach Peking zurück, um gemeinsam mit Sampaio die Wellen zu glätten. Die Volksrepublik China hatte militärische Eroberungsszenarien für Taiwan lanciert.

Das Verfahren gegen Gerrit Daniel de Kempenaer fängt in der nächsten Woche an. Juan Rodil pm vertritt die Anklage. Bertuccio Manini pa verteidigt ihn. De Kempenaer hatte seinen einst engen persönlichen Freund Manini um diesen Dienst gebeten. Manini hatte zunächst abgelehnt, dann aber auf Bitten des princeps doch noch eingewilligt.

Derweil kittet Bucholtz in Washington die Scherben des Internationalen Währungsfonds. CNM behauptet, mit dem US-Mobbing gegen den europäischen Kandidaten nichts zu tun zu haben.

Samjatin ist in Wien, um den österreichischen Springteufel zurück in die Kiste zu stopfen.

Die Stadt ist still - trotz Karneval. Und neblig. Und für meinen Geschmack hat Gerrit Daniel de Kempenaer viel zu gute Laune.

17. März 2000
Nun scheint es doch noch so zu kommen, dass die Vereinigten Staaten von ihrer dreisten Blockade-Politik in Sachen IWF abrücken. Desto unverständlicher scheint mir, dass Bucholtz auf allerhöchsten Befehl noch vor der nächsten Probeabstimmung nach Brüssel beordert wurde. Es ist noch gar nicht lange her - da wollte A. B. Czartoryski ihn, angeblich aus Sicherheitsgründen, am Ratssitz quasi einsperren. Wenn er ihn nun von einem Auslandstermin zum nächsten hetzt, während gleichzeitig hier das Verfahren gegen de Kempenaer eröffnet wird, stellt man sich merkwürdige Fragen.
Soll Karl Bucholtz gehindert werden, seine schriftlichen Aussagen mündlich zu erläutern? Außer ihm wären nur zwei Menschen dazu in der Lage. Bertuccio Manini - dessen Mund aber versiegelt ist, weil er de Kempenaer verteidigt. Und ich selber -  aber ich darf in einem Hochverratsverfahren vor dem Rat als Zeuge nicht angehört werden. Mein Rang ist zu niedrig.

Derweil versichert uns Herr Dsien, dass die chinesischen Drohgebärden nur ein Reflex auf die Wahlen in Taiwan sind. Das wäre zu wünschen. Nicht nur aus politischen Gründen, nein, auch weil die Gesundheit José Sampaios angeschlagen ist. Der Mann hat in den letzten beiden Jahren zu viel durchgemacht für sein Alter.

31. März 2000
Die ersten sechs Verhandlungstage im Hochverratsprozess gegen de Kempenaer sind um. De Kempenaer wies nach, dass seine Unterschriften auf den Einsatzbefehlen der Krankenhauswachmannschaften gefälscht sind. Wer allerdings, wann, wie und wo die Fälschung ausführte, ist nicht mehr festzustellen. Nur dass die Papiere aus de Kempenaers Büro stammen, konnte nachgewiesen werden. Bertuccio Manini erbrachte den Nachweis, dass die Einsatzbefehle dort zu einem Zeitpunkt ausgefertigt wurden, als sich laut Anwesenheitsliste und Wachprotokoll niemand in den Räumlichkeiten aufhielt. Damit dürfte es sehr schwer werden, de Kempenaer auch nur die geringste Beteiligung am zweiten Anschlag auf Karl Bucholtz nachzuweisen. Aber zum Glück gibt es ja noch die Papiere im Aluminiumkoffer aus Rotterdam!


14. April 2000
"Im Augenblick findet ein Hochverratsprozess statt, wie es ihn seit den unseligen Tagen des Zweiten Weltkriegs in unseren Reihen nicht mehr gegeben hat. Ein praefect des Rates wird beschuldigt, nicht nur gegen den successor intrigiert, sondern einen Mordversuch unternommen zu haben ... (an dieser Stelle verzeichnet das Protokoll lärmende Äußerungen von Zustimmung wie von Protest) ... ich weiß sehr wohl, dass letzteres Verfahren inzwischen niedergeschlagen wurde. Doch die formalen Gründe, die den Freispruch erzwangen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Verantwortungsbereich des po Gerrit Daniel de Kempenaer ungeheuerliche Dinge vorgefallen sind.
(an dieser Stelle verzeichnet das Protokoll die Bitte des princeps an den Redner, zur Sache zu sprechen, oder zum Ende zu kommen)
Du wirst mich bei meiner Abschiedsrede nicht hindern, Adam, zu sagen, was ich denke! Es sind Dinge vorgefallen, die nur mit zwei Gründen zu erklären sind - mit absurder Unfähigkeit oder mit einer Verschwörung gegen den rechtmäßigen successor deines Amtes. Und es stimmt mich äußerst bedenklich, dass du nicht alles unternimmst, was zur Aufklärung dieser Vorwürfe erforderlich und möglich wäre. Du bist nicht unparteiisch, oder erweckst zumindest leichtfertig den Anschein, nicht unparteiisch zu sein. Wie sollen wir uns erklären, dass praefect Samjatin und successor Bucholtz mit Aufträgen in Russland unterwegs sind, mit denen man jeden x-beliebigen legaten betrauen könnte? Was ist an diesen Lappalien so wichtig, dass Bucholtz nicht einmal für meinen offiziellen Abschied kurz zum Ratssitz darf? Soll er vom Ratssitz ferngehalten werden? Warum? Damit seine mündlichen Einlassungen den praefectus ordinis nicht belasten?"
(aus der Abschiedsrede José Sampaios 7.04.2000)

28. April 2000
Nun scheint de Kempenaer doch zu verlieren!
Bertuccio Manini kann ein ärztliches Attest vorweisen, laut dem er unter schweren Herzrhythmusstörungen leidet, die es ihm unmöglich machen, de Kempenaer weiter zu verteidigen. Damit ist Manini wieder als Zeuge zugelassen - für alle Fakten, die ihm außerhalb seiner Verteidigertätigkeit bekannt geworden sind.
Der Aluminiumkoffer aus Rotterdam, dessen Inhalt Karl Bucholtz und ich vor vielen Jahren teilweise kopiert haben, ist endlich als Beweismittel zugelassen. Niemand behauptet mehr, die Dokumente seien gefälscht. De Kempenaer verweigert bis jetzt jede Stellungnahme zu den darin enthaltenen Beschuldigungen. Die Papiere lassen den Schluss zu, dass de Kempenaer in die Diebstähle Matthias Gelderns verwickelt war. Damit wäre sein ganzes Misstrauen gegen Bucholtz von Anfang an übelste Heuchelei.
Karl Bucholtz selber darf den Ratssitz immer noch nicht betreten. Der princeps hat ihm aufgetragen, die befreiten russischen legaten im Kaukasus abzuholen und persönlich zu betreuen. Anschließend soll Bucholtz einen mehrwöchigen Genesungsurlaub antreten.
José Sampaio hat sich nach seiner Abschiedsrede vor den 33 ins Privatleben zurückgezogen.

12. Mai 2000
De Kempenaer hat überreizt! Da er sich hartnäckig weigert, zu den Rotterdam-Papieren Stellung zu beziehen, hat ihn der princeps am 3. Mai unter Hausarrest gestellt. Er verweigert immer noch die Aussage. Auf Antrag seines Vertreters Polignac ruht das Verfahren gegen Gerrit Daniel de Kempenaer derzeit.
Karl Bucholtz hat auf Befehl des princeps einen mehrwöchigen Erholungsurlaub angetreten, begleitet allerdings zunächst noch den Staatsbesuch des tschechischen Präsidenten Havel in Deutschland.
Vier legaten, die sich seit Januar in der Geiselhaft tschetschenischer Banditen befunden hatten, sind befreit und wohlauf.

26. Mai 2000
Der über Gerrit Daniel de Kempenaer verhängte Hausarrest dauert an. Nachdem Karl Bucholtz während seines Urlaubs am 19.05.2000 in Köln einem erneuten Attentat nur knapp entging, wurden de Kempenaers sämtliche Außenkontakte unterbunden. Karl Bucholtz ist wohlauf.
Die praefecten Samjatin und Polignac versuchen, die deutsch-französischen Irritationen auszuräumen, die durch Fischers Konföderationsplan entstanden sind. In der jetzigen Phase, in der das deutsch-französische Verhältnis ohnehin durch schwebende Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem CDU-Spendenskandal belastet ist, wird das Vorpreschen des deutschen Außenministers vom Rat sehr kritisch bewertet.
Kaum von seiner kurzen aber heftigen Erkrankung genesen, hat Bertuccio Manini einen vollständigen Bericht über die Gespräche vorgelegt, die er mit Gerrit Daniel de Kempenaer geführt hat, kurz, nachdem Karl Bucholtz als freier legat des Rates angeworben worden war. In einem dieser Gespräche hatte de Kempenaer erwogen, Karl Bucholtz zu liquidieren, weil Bucholtz, ebenso wie sein Onkel Matthias Geldern, eine ständige Gefahr für den Rat darstelle.
Diese Aussagen Bertuccio Maninis waren zwar durchaus seit längerem bekannt, bislang aber nicht als Beweismittel zugelassen, da Manini als Pflichtverteidiger de Kempenaers die Hände gebunden waren.
 
9. Juni 2000
Nachdem Karl Bucholtz am 19.05.2000 in Gesellschaft Hassan Idrisis/CLU knapp einem Attentat entgangen war, fand am 22. Mai ein neuer Attentatsversuch statt. Diesmal zielte er auf Bucholtz und den Herrn des CLU, Magib Nuaima, die sich in Köln zu Gesprächen getroffen hatten. Beide entkamen und sind wohlauf. Die Attentäter blieben unerkannt. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von COT und CLU will die Vorfälle aufklären. (Dieses Attentat auf dem Kölner Wilhelmsplatz fand nicht statt. Bei der entsprechenden Publikation handelte es sich um Spielmaterial zur Täuschung De Kempenaers und seiner Partner. Anm. d. Hrsg.)
Seit diesen Vorfällen stehen COT und CLU in engem Gesprächskontakt auf höchster Ebene sowie auf mehreren Arbeitsebenen.

Karl Bucholtz hat Material recherchiert, das nicht nur völlig neues Licht auf seinen verstorbenen Onkel, den einstigen mi Matthias Geldern wirft, sondern es auch ermöglicht, den Prozess gegen Gerrit Daniel de Kempenaer unverzüglich wieder aufzunehmen. Die neuen Anklagepunkte liegen Gelderns Verteidiger Polignac bereits vor. Der princeps hat den Vorsitz des Gerichts niedergelegt und José Sampaio gebeten, ihn einstweilen in dieser Funktion zu vertreten.

23. Juni 2000
Gerrit Daniel de Kempenaer ist des Verrats überführt und aller Ämter enthoben. Auf Befehl des princeps zieht er sich in permanenten Hausarrest zurück.

Adam Bonaventura Czartoryski hat Konstantin Ghika zum neuen praefectus ordinis ernannt. Ghika hatte die praefectur bereits in den vergangenen Monaten kommissarisch verwaltet. Albert Delombre rückt auf Ghikas Position des magister ordinis nach.

COT dankt Herrn Dr. Kohl für seine große Offenheit bei der Aufklärung der bundesdeutschen Parteispendenaffären.

Karl Bucholtz ist unmittelbar nach Ende des Prozesses gegen Gerrit Daniel de Kempenaer nach Kairo abgereist. Er bereitet dort gemeinsam mit Emir Idrisi den Kooperationsvertrag zwischen COT und CLU vor.

7. Juli 2000
Der angestrebte Kooperationsvertrag zwischen dem Gründerrat und dem Halbmondrat steht vor dem Abschluss. Er umfasst die Titel:

I. Bestandsgarantien
II. Gewaltverzicht und Konfliktmanagement
III. Mittelmeerwelt
IV. Kaukasus und Russlandanrainer
V. Naher Osten
VI. Wasser
VII. Öl und erneuerbare Energien
VIII. Flüchtlinge
IX. Fundamentalismus und Globalisierung

Nun könnte endlich gelingen, was noch vor wenigen Monaten auf der Millenniumskonferenz scheiterte: ein historischer Kompromiss zwischen den Gründern und der ersten abgespaltenen Bruderorganisation - dem Halbmondrat. Damit ginge ein Konflikt zuende, der vor rund 1300 Jahren mit den Legatenkriegen begann.

Nach der Verschmelzung von CME und CIS zu CNO Anfang des Jahres wäre dies das zweite derartige Ereignis im Jahr 2000.

21. Juli 2000
Der Vertrag zwischen den Gründern und dem Halbmondrat ist unterzeichnet!

Nach den Ereignissen der letzten Monate haben die 33 beschlossen, ORGACONS in zwei Folgen ab dem 1. Oktober 2000 ans Netz zu geben. Uns erreichen immer zahlreichere Anfragen seitens eines Publikums außerhalb der Räte, das sich aber gleichwohl für Titel, Abkürzungen, Organisationsstrukturen oder Ränge interessiert. Wir werden diese Fragen beantworten, soweit dies möglich ist, ohne unsere Sicherheit zu gefährden. Infolgedessen verschiebt sich die Publikation der Akte über die East India Company um rund einen Monat auf Ende Oktober.

18. August 2000
Wenn wir bedenken, wo wir vor einem Jahr standen - der successor in Lebensgefahr, ich selber unter dem Damoklesschwert eines Hochverratsprozesses, Gerrit Daniel de Kempenaer triumphierend - dann können wir zufrieden sein. Die Lage hat sich merklich entspannt. Die Millenniumskonferenz war erfolgreich. Karl Bucholtz entwickelt ein besonderes Talent dafür, Attentate zu überleben. Etliche ziemlich dunkle Kapitel aus der Geschichte des Rates sind  abgeschlossen. Mit COR gehen wir wieder den gemeinsamen Weg. Mit CLU haben wir Burgfrieden. Mit de Kempenaer wird abgerechnet.
Aber ist unsere Zufriedenheit berechtigt? Haben wir unseren Feind endlich identifiziert? Warum bekommen wir die Lage im Kosovo nicht in den Griff? Warum fiel auf der Millenniumskonferenz Bucholtz' Vorschlag für ein Gewaltverzichtsabkommen durch? Wie lösen wir die baskischen, korsischen, schottischen, irischen Probleme? Wann reißt die Serie der Mordanschläge ab? Wohin steuert Russland? Wie lange noch infiziert die deutsche Korruptionsaffäre die EU? Muss Gerrit Daniel de Kempenaer am Leben bleiben?
Zufriedenheit wäre ein Irrtum.

1. September 2000
Neue Probleme mit de Kempenaer! Aus seinem Hausarrest hat er konspiriert und ein Netz von Informanten geknüpft. Sein Pech war, dass die Leute keine Angst mehr vor ihm haben. Sie gehorchen nicht mehr zitternd, sondern kommen zum princeps und zeigen ihn an. Nachdem wir de Kempenaer so auf die Schliche gekommen sind, hat der Rat mit Zweidrittelmehrheit eine Kontaktsperre über ihn verhängt - gegen die Stimme des princeps.
Dimitrij Samjatin ps sondiert in Moskau die Lage, die nach dem Untergang des Atom-U-Boots Kursk und dem Brand des Fernsehturms entstanden ist. Es scheint durchaus fraglich, ob Herr Putin weiterhin als stabilisierender Faktor gelten darf.
Die Schwarzen Hände werden künftig wieder hart gegen den bewaffneten Arm der baskischen ETA durchgreifen und ihn schlagen, wo sie ihn treffen können.
Ein erstes Signal für die Bedeutung des neuen Vertrags zwischen COT und CLU ist die libysche Vermittlung zugunsten der Geiseln, die auf den Philippinen gefangen gehalten wurden, beziehungsweise heute noch gefangen sind.
Wir gratulieren den zwölf neuen legati libri, die heute in Prag vereidigt werden.

15. September 2000
Nachdem sich die Situation in Moskau etwas entspannt hat, ist Dimitrij Samjatin zum Ratssitz zurückgekehrt. Der Rat wird in den kommenden Wochen entscheiden, ob wir Herrn Putin weiter unterstützen. Die Angelegenheit kommt auf die Tagesordnung, sobald Karl Bucholtz in Venedig eintrifft.
Bucholtz koordiniert derzeit aus Madrid die Bemühungen der Provinzlegaten, die europaweite Energiepreisdiskussion zu versachlichen. Misslingt ihm dies, stehen schwerwiegende Konsequenzen bevor, nicht nur für Frankreich und England, sondern auch für Deutschland. Wenn hier die Ökosteuer dem Druck der Straße geopfert wird, könnte die Regierungskoalition aus SPD und Grünen zerbrechen und es ist fraglich, ob die F.D.P. schon reif ist zur neuerlichen Übernahme von Regierungsverantwortung.
Wir danken CLU für die Vermittlung in der philippinischen Geiselaffäre und bitten um intensive Zusammenarbeit bei der Ölpreisgestaltung der OPEC.
Gerrit Daniel de Kempenaer hat einen leichten Herzinfarkt erlitten. Er befindet sich auf dem Weg der Besserung.

29. September 2000
Es ist  verwunderlich, wie Gerrit Daniel de Kempenaer noch vom Krankenbett Unfrieden zu stiftet! Ihm - und ihm ganz allein - verdankt Europa jene unselige Spendenaffäre, die jetzt Frankreichs Parteienlandschaft erschüttert und die Cohabitation Chiracs mit Jospin gefährdet. Und dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da schon die Lage in Belgrad eine handlungsfähige EU dringend erforderte - also eine EU, in der Frankreichs Stimme klar und deutlich zu verstehen ist.
Als Bucholtz vorschlug, de Kempenaer zu liquidieren, war ich nicht seiner Ansicht. Nun aber liegt es im Bereich des Möglichen, dass Milosevic seine Wahlniederlage politisch überlebt, nur weil wir das Problem de Kempenaer zu skrupulös angegangen sind.
Über die neue Zusammenarbeit mit CLU herrscht eitel Freude im Rat. Sogar der princeps schließt nicht mehr völlig aus, dass die entgegenkommende Haltung der OPEC etwas mit dem vorteilhaften Vertrag zu tun haben könnte, den Karl Bucholtz für uns ausgehandelt hat. CNM dankt uns ganz offiziell für unsere Vermittlung in dieser Frage. Den Dank haben wir gerührt akzeptiert. Der Preis war, dass die USA ihre Erdölreserven auf den Markt werfen.
Überdies hat der CLU-Vertrag einen angenehmen Nebeneffekt: Die Ausgaben für Sicherheit, die der neue praefectus ordinis Konstantin Ghika für das kommende Jahr veranschlagt, liegen um rund 20 Prozent unter der diesjährigen Summe. Die Frage lautet jetzt:Wollen wir mehr freie legaten oder mehr Schwarze Hände? Wollen wir unsere strategische oder unsere taktisch-operative Schlagkraft ausbauen?



Richard Lanks chronologische Schnipsel enden hier. Die Zeit wurde damals sehr knapp - und ich übernahm die Aufgabe, mit der neuen Rubrik "editorial" durch die Wochen zu führen. Ich ergänze deshalb ein paar Daten aus meinen editorials:

11. Mai 2001
 
"Gerrit Daniel de Kempenaer ist aus dem Hausarrest entwichen! Am frühen Morgen des 6. Mai, noch bevor er von seiner Wohnung in die Galerie überführt werden konnte, wo zwischen Marmorbüsten und Plastik-Gartenstühlen ein neuer Gerichtstermin angesetzt war - ist er gewaltsam befreit worden. Dabei wurde José Sampaio getötet, dessen Boot gerade anlegte, um De Kempenaer abzuholen. Zwei Posten wurden schwer verwundet. Über Verluste der Angreifer ist nichts bekannt.
José Sampaio, Jahrgang 1907, blickte auf eine grandiose Karriere zurück, die bei COT begann, ihren Höhepunkt jedoch bei COR fand. Sampaio leitete den Orakelrat bis zu den Wirren und Attentaten Ende 1998/Anfang 1999. Nach der Ermordung Siau Chous trat er zurück und diente, offiziell längst ausgeschieden, den Gründern als Elder Statesman. Im vergangenen Jahr leitete er den ersten Prozeß gegen Gerrit Daniel de Kempenaer. Mit Sampaio verlieren die Gründer die letzte neutrale Instanz zwischen ihren Fraktionen."

9. November 2001
"Gerrit Daniel de Kempenaer liquidiert! Winfried Cork zum magister strategus ernannt!"

6. Dezember 2002
"Nun ist heraus, weshalb Bucholtz in den letzten Wochen alle Gesprächsanfragen abgewimmelt hat -  seit dem 20. November liegt sein Freund und  majordomus Richard Lank in einer Schweizer Privatklinik. Im Koma.
Nachdem die Konferenz von Malta sich ergebnislos vertagt hatte, rief Lank in der Zentrale an, teilte mit, seine Rückkehr verzögere sich um zwei Tage - und wurde am nächsten Morgen mit schwersten Schußverletzungen vom Hotelpersonal in seinem Zimmer entdeckt. Von seinem Leibwächter keine Spur."

(Diese letzten Ereignisse wiederum verschränken sich eng mit den Ereignissen in Zett ...?. Ansonsten ist es aus heutiger Sicht fast rührend, wie wenig R. Lank damals von den wirklichen Ereignissen und Rahmenbedingungen der Website ahnte. Er war fast so ahnungslos wie ich. Die Führungsspitze hat ihn benutzt. Wie mich.
Um was es tatsächlich ging? Es ging von Anfang an, schon im März 1999, hauptsächlich um Aurum Agrippae. Hier wurde, in wüster Durchmischung, Gelderns Kanon neben De Kempenaers Spielmaterial ausgebreitet, angereichert mit ernsthaften strategischen Erwägungen und skurrilem Gründerhumor. Geben Sie also acht, mit wem Sie sich hier einlassen! Die Gründer sind die Jungs, vor denen ihre Eltern Sie immer gewarnt haben. Sie könnten sich die Finger schmutzig machen. Anm. d. Hrsg.)